Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
 
Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
Hier können Sie Probelesen in einem Buch der Autorin Barbara Voors.
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Gebundene Ausgabe
363 Seiten
G. Kiepenheuer Verlag
Erscheinungsdatum:
2001
ISBN: 3378006412
Kurzbeschreibung

Savanna Brandt schläft nicht mehr, seit 64 Nächten. Anonyme E-Mails ängstigen sie. Die junge Wissenschaftlerin fühlt sich beobachtet - doch von wem und warum? Als sie eines Abends im Keller ihres Hauses überfallen wird, beschließt sie, Kriminalkommissar David Fawlkner um Hilfe zu bitten.

Stimmen:
Barbara Voors versteht es meisterhaft, den Leser in ein Labyrinth von Vermutungen zu führen. Insomnia ist spannend bis zur letzten Seite; man mag es nicht aus der Hand legen. Die Heldin wagt, noch einmal zu lieben, obwohl sie bereits geglaubt hatte, dass alles zu Ende wäre.

Weitere Informationen (Ext. Link)

Leseprobe

1. Kapitel

Ich habe aufgehört zu schlafen. Es gibt sicher tausenderlei Arten einzuschlafen, doch ich beherrsche keine einzige.
Früher einmal schlief ich abgrundtief und ohne jede Besinnung. Als ich elf war, sind meine Nächte ein Dunkel geworden, aus dem mich nur ein sehr entschlossener Mensch hat hochreißen können. Bis vor genau vierundsechzig Tagen. Ich schlafe nicht. Aber denke um so mehr. Denken ist vielleicht zuviel gesagt, ich weiß nicht, wie man diese Nächte bezeichnen soll, angefüllt mit ziellosem Umherwandern in einer Riesenwohnung, allzu nahe bei einem Bruder, den ich liebe und zuweilen aus meinem Leben fort wünsche. Heute ist die Wohnung entschieden zu groß, denkt man an das Kind, das sie einst mit seinen Tretautos, mit Geschrei und unerschütterlicher Freude erfüllt hat. Bei meinen nächtlichen Wanderungen bleibe ich manchmal vor Martins Zimmer stehen - das ist der letzte Fixpunkt, wenn Brotbacken, Kühlschrankabtauen und Zehennägelschneiden erledigt sind -, und jedesmal löse ich ganz vorsichtig ein Stück des Klebestreifens, den mein Bruder über der Türklinke angebracht hat: VERPLOMBT.

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Leseprobe
Exklusivinterview 2004
Interview 2003
Artikel über Lesung

"Verplombt" meint "Nicht berühren, nicht reingehen, bitte schlaf jetzt, Savanna", so sagt mein Bruder Sam. "Schlaf einfach. "
Aber mein Bruder weiß nichts von Schlaflosigkeit, nichts von den Gedanken, die einen Menschen zwischen drei und fünf Uhr morgens beschäftigen können, in den gefährlichen Stunden, in denen der Sonnenaufgang unmöglich erscheint und das Einschlafen ebenso. Wie auch ich es zuvor nicht gewußt habe. Ist man zu diesem Zeitpunkt noch immer wach, kann man sich ebensogut ankleiden, Kaffee trinken und danach, wie zur Täuschung, alles wieder ausziehen sind vorsichtig flüstern, obwohl niemand da ist: "Gute Nacht."
Manchmal schlafe ich ein. Manchmal schlafe ich überhaupt nicht ein. Manchmal liege ich in einer Art Dämmerzustand und sinne unergründlichen Dingen nach - niemals sind sie interessant. Wenn ich alle Milchpackungen im Laden auf den Kopf stellen würde, wieviel Zeit brauchte es? (Eine Stunde in der Wirklichkeit und vier Stunden verpaßten Schlaf.) Wenn ich versuchen würde, mich an alle gelesenen Romane zu erinnern, deren Titel mit dem Buchstaben P beginnen? Wenn ich völlig still liege, einfach unbeweglich? Wenn ich nur Schlaflosigkeit, ja. Nicht viel weiß ich über die Ursachen, um so mehr über ihre Symptome und Konsequenzen.

Es ist ja wohl klar, daß ich weiß, warum ich nicht schlafe. Ich habe davon gesprochen, wie sich die Sache äußert, ohne auf die Ursachen einzugehen. Aber natürlich weiß ich Bescheid! Doch nehmen mich die Symptome vorläufig so sehr gefangen, daß ich nicht recht Zeit habe, mich mit den Ursachen zu beschäftigen. Man muß wohl sagen, daß ich im Reich der Details und des Auflistens steckengeblieben bin: heute nacht zwei Stunden Schlaf. Der Rest verging damit, den Kühlschrank aufzuräumen, mir wegen der bevorstehenden zwanzig Sommerurlaube Sorgen zu machen, und endete mit einer leichteren Konversation auf portugiesisch zwischen mir und meinem Rekorder. Danach eine Stille so abgrundtief, daß Atem und Herzschlag störend erschienen, mörderisch laut in dem kleinen Teil des Universums, das ich darstelle. Natürlich weiß ich, warum ich nicht schlafe. Laßt mich das Ganze nur erst auflisten. Ordner und Verzeichnisse, das bin ich.
Zuerst ein paar sporadische Überschriften:
URSACHE DER SCHLAFLOSIGKEIT: UNENTDECKT.
PLAN: SICHER, ABER WEISS NOCH NICHT.
ZEIT: FRÜHSOMMER 1997.
Danach der Text:Savanna Brandt, fünfunddreißig Jahre alt. Hatte einmal ein Kind. Ein Satz, auf den ich nicht näher eingehen will. Arbeite halbtags in der Ministerialbibliothek, ebenfalls halbtags als Doktorand in einem Stockholmer Institut - manche dort halten mich für "grandios" (ein anspornender, doch immer sorgenvoller Professor), andere für chaotisch und pathetisch (nicht gleichgesinnte Doktoranden). Bewohne eine unverhältnismäßig große Wohnung mit meinem älteren Bruder Sam, diese ist in zwei Hälften geteilt durch eine Doppeltür, die mal von mir, mal von ihm geöffnet wird - immer abhängig von den Lebensumständen. Wir wohnen ganz oben in dem gelben Haus, das auf den Friedhof hinausgeht, in Södermalm, dem inzwischen gefragten Teil von Stockholm. Machen wir das Fenster auf, können wir uns über die Gräber zuwinken, falls das unsere Art wäre. Von unseren Eltern haben mein Bruder und ich eine riesige Wohnung und eine historische Schuld geerbt. Ich weiß nicht, was schwieriger zu verwalten ist.


Buchtipp
Camilla Läckberg - Die Eishexe: Kriminalroman (Ein Falck-Hedström-Krimi 10)

Warum schlafe ich nicht? Man kann die Sache auch umdrehen: Warum schlafen so viele andere? Nacht für Nacht, eigentlich furchtbar eintönig. Mehr Menschen sollten erfahren, was man aus einer Nacht wirklich machen kann. Ob es konstruktiv ist, läßt sich noch nicht sagen, ich selbst bin erst bei der vierundsechzigsten Nacht. Schlaflosigkeit - Insomnia. Ich habe so viel zu erzählen, genau das scheint mein Problem zu sein. Dieser vollgestopfte Kopf, die Gedanken, die sich durch das Gehirn bewegen und meine Ruhe in kleine spitze Stücke zertrennen. Der Körper wird ein Kraftfeld, in dem sich Ruhe zuallerletzt einfinden kann. Viel zu erzählen, am Morgen erinnere ich mich an keinen einzigen Gedanken. Nur die Symptome habe ich nicht vergessen: das Schwitzen, die langsam, aber methodisch zunehmende Panik, die Kurzatmigkeit, das Herz, das sich nach oben verschoben zu haben scheint, weil es dicht am Ohr so schonungslos hart schlägt. Heute nacht: drei Stunden Schlaf.

Vielen Dank an den Gustav Kiepenheuer Verlag für die Veröffentlichungserlaubnis.
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